Nachdem wir auf unserer
Saisonabschlusstour 2002 in den Böhmerwald schon schwer begeistert
aus Tschechien zurückkamen, verschlug es uns in diesem Sommer in
die Slowakei, insbesondere in die Gegend um die Hohe Tatra.
Inspirationen und Tipps zu diesem noch immer recht unbekannten Reiseland
lieferte uns
HIT Motorradreisen,
die als Spezialisten für diese Länder gelten und seit Jahren
dort geführte Touren anbieten. Als vorbereitende Lektüre diente
uns auch noch "Die schönsten Routen in Ungarn, Slowakei, Tschechien"
ein Motorradreiseführer aus dem Bruckmann Verlag, an dem wiederum
Ingrid und Helmut von
HIT-Motorradreisen
aktiv mitgewirkt haben.


Zunächst
sollte aber der 65. Geburtstag von Silkes Vater noch gefeiert werden,
was zu einem "kleinen und unbedeutenden" Umweg von 1000 km
nach Braun-schweig führte. Die Anreise also ausnahm-sweise von
Norddeutschland durch den Harz (vorbei am Motorradtreff am Torfhaus
mit Blick auf den Brocken!) und dann quer durch die "jungen"
Bundesländer nach Tschechien.
Ersten Kontakt mit tschechischer Campingkultur stellten wir am Lipnostausee
her. Nur sehr wenige Sanitäranlagen, untergebracht in Baucontainern,
sind das Ergebnis einer ersten Inspektion. Aber für eine Nacht
tuts das auch. Da wir beim Campen zu den Frühaufstehern zählen,
sitzen wir bereits auf den Motorrädern, als die anderen dann gegen
8.00 Uhr in der Früh an WC und Dusche Schlange stehen. Empfindsame
Gemüter, zu denen Silke seit dem
Türkeitrip
im letzten Jahr auch gehört, sollten gerade in der Hauptsaison
eine Flasche Sagrotan mitnehmen. Die war in Südtirol später
übrigens ebenso nützlich!!!


Mangels
Möglichkeiten musste diesmal die Q als Geschirrspülmaschine
herhalten. Die Weiterreise vom Lipnosee in Richtung Osten verlief dann
weiter entlang der Moldau über Rozmberk nad Vltavou (Burg der Rosenberger),
Cesky Krumlov

(Krumau)
nach Cesky Budejovice, wo ja bekanntermaßen das hervorragende
Budweiser Bier herkommt. Unterwegs gibt es auch noch das eine oder andere
Kulturgut zu bestaunen, uns jedoch trieb es weiter Richtung Slowakei.
Größere Städte, wie z. B. Brünn umfuhren wir großräumig,
bei durchschnittlich 35 - 40 °C während der Fahrt ist jedes
Anhalten an einer Ampel in der Stadt ein Qual. Auf teilweise dann recht
kleinen Sträßchen wurden uns Einblicke in die tschechischen
Dörfer gewährt, die, je weiter östlich wir kamen, nicht
etwa "baufällig und unansehnlich - sozialistisch" wurden,
sondern im Gegenteil, mit immer gepflegteren Vorgärten aufwarteten
und uns sehr beeindruckten.
Und so reisten wir über einen kleinen Grenzposten im Osten der
Tschechischen Republik in die Slowakei ein. Wir fuhren durch die kleinen
Karpaten hinab ins Tal der Váh (Waag) und folgten deren Lauf
gen Norden in die Malá Fatra (Kleine Fatra). Über Ruzomberok
(eine schreckliche Stadt!!) weiter in Richtung Osten zeigte sich dann,
durch dichte Regenwolken verhangen, die Hohe Tatra (Vysoké Tatry).
Die Gipfel blieben uns fast die ganze Zeit, die wir dort verbrachten,
verborgen.
Das kleinste Hochgebirge der Welt mit Ausmaßen von 26 km in Ost-West-
und 17 km in Nord-Süd-Richtung ist seit 1949 Nationalpark. Touristisch
sehr gut erschlossen ist die Hohe Tatra das bedeutenste Touristengebiet
der Slowakei und in der Hauptsaison dementsprechend gut besucht. Die
Hohe Tara allein lohnt nicht für eine Motorradtour: Eine einzige
Straße führt durch den Nationalpark und die ist noch nicht
einmal aufregend zu befahren.
Aber die Niedere Tatra, das Zipser Land und all die anderen zahlreichen
Nationalparks sind die Motorradreise in die Slowakei wirklich wert.
Von uns für "unfotografierbar" erklärt - daher auch
relativ wenig Landschaftsaufnahmen. Hier ein Versuch der Beschreibung:
Die Strassen führten uns zu 80 % quer durch dichte oder lichte
Wälder, was die Temperaturen sehr angenehm erscheinen ließ,
und es ging mal wie eine Berg- und Talbahn schnurgerade nur auf und
ab, mal wie eine Achterbahn kurvig durch die Hügel hindurch.
Unsere Unterkunft in der Tatra für die folgenden 3 Tage sollte
aufgrund drohender Gewitterwolken und aufkommender Lust auf etwas Bequemlichkeit
die
"Villa
Dr. Szondagh" in Novy Smokovec sein. Wie man sieht, ein nettes
kleines Häuschen mit eigenem Flair aus der Jahrhundertwende - leider
schienen auch die Matratzen in unserem Zimmer aus dieser Zeit zu stammen.
Das Essen ließen wir uns abends im "Koliba" schmecken
- es könnte ein wenig laut werden, wurden wir von Helmut und Ingrid
gewarnt, aber das Hühnchen war superklasse. Das Restaurant ist
in einer alten riesigen Scheune untergebracht, deren Zentrum eine große
offene Feuerstelle bildet, auf der sich die Hühnchenspieße
drehen. Die Reisebus-Touristen, die dort in der Mitte des Lokals "abgefertigt"
werden, werden mit Livemusik unterhalten, die eher an Ungarn und alte
"Sissi"-Filme erinnert. Aber das Konzept hat Erfolg: schließlich
waren auch wir jeden Abend dort, weniger wegen der Musik und der Renterbelustigung,
aber das Essen ist dort wirklich spitze.
Beides übrigens, also Unterkunft und Restaurant wurde uns von unserem
Freund Helmut Hofmann von
HIT
Motorradreisen empfohlen. Die folgenden Tage brachten uns dann nach:
Liptovská Teplicka,


mit
dem Berg der Keller, im Slowakischen Karst; an den Dunajec, den Grenzfluss
zu Polen, wo täglich unzählige Flöße als Touristenattraktion
den Fluss runter schippern; an den völlig unspektakulären
Ukrainischen Grenzübergang nach Ubl`a; nach Bardejov, dessen Häuserlinien
am Rathauplatz wie mit

dem
Lineal gezogen wirkt; zum Warhol Museum nach Medzilaborce "Danke
Andy, für diesen Brunnen der Erfrischung - das

Thermoter
zeigte (in der Sonne) heute dauerhaft über 40 °C und wir fuhren
über Stunden hinweg in einen Fön um Dir gegenüberzustehen";
zur Zipser Burg (Spisský hrad), die wie ein Riff aus der Brandung
aus den sanften Hängen der Umgebung herausragt und zu den größten
Burganlagen Europas zählt. Die Menschen in der Slowakei empfanden
wir als zurückhaltend und verschlossen. Selbst bei dem Versuch,
ein paar Brocken Slowakisch zu reden (Zahlen beim Zahlen, Bitte!, Danke!)
zeigte sich keine Regung beim Gegenüber und das machte es uns in
diesem Land so schwer, uns richtig wohl zu fühlen. Es fiel dann
rasch die Entscheidung, über die Alpen zurückzufahren, zumal
wir auch bis auf den Süden der Slowakei straßentechnisch
viel gesehen haben.


Die Reise Richtung Österreich erfolgte durch das "Slowakische
Paradies", ein kleiner augenscheinlich beeindruckender Nationalpark
südöstlich der Hohen Tatra, entlang der Niederen Tatra und
durch das Slowakische Erzgebirge über Cicmany (so bemalten die
Slowaken früher ihre Häuser - jedes Haus hat ein eigenes "Familienmuster")
wieder zurück ins Tal der Vah, deren Lauf wir diesmal in südlicher
Richtung folgten.

Der
Campingplatz in Trencin gab uns einen herrlichen Blick auf die ohnhin
weithin sichtbare Burganlage. Durch die Malé Kappaty (Weißen
Karpaten) ging es Richtung Bratislava - Die Rennstrecke zwischen Pezinok
und Pernek, die mal jemand im Tourenfahrer vor geraumer Zeit hochgelobt
hat, kann man sich getrost schenken. Bratislava umfuhren wir südwestlich
möglichst großräumig, bereits morgens um 10:00 Uhr war
es schon unerträglich heiss im Flachland.
Durch Österreich fuhren wir in 2 Etappen zum
Sepp
Obersteiner vom Iselsbergerhof, dabei entdeckten wir den Wienerwald
als durchhaus reizvolle Gegend für Motorradreisen. Auf den Erzberg
in Eisenerz ließ man uns leider nicht hinauf.

Verschiedene Tagestouren im nördlichen Italien und "rund um
das Glocknergebiet" stillten unseren Hunger nach wirklich kleinen
Sträßchen und Spitzkurven. Der
Campingplatz
"Seiser Alm" in Völs beherbergte uns zwei letzte
Nächte. Hochgelobt in einschlägigen Campingführern und
in aller Munde, können wir nur sagen: Nie wieder!! Der Platz war
restlos ausgebucht, nur noch ein paar Plätze auf der "Steilwandwiese"
für Zelte waren zu haben. Und dafür zahlten wir pro Nacht
für 2 Personen mit kleinem Zelt 20 €. Die Sanitäranlagen
waren auch nicht besser als in der Slowakei und für zwei lauwarme
Bier im Restaurant hieß es dann: "6 Euro, bitte schön!"
Ein herrliches Panorama erwartete uns am Tunnelausgang des Monte Zoncolan