Hohe Tatra

( 27.07. - 12.08.2003 )

Nachdem wir auf unserer Saisonabschlusstour 2002 in den Böhmerwald schon schwer begeistert aus Tschechien zurückkamen, verschlug es uns in diesem Sommer in die Slowakei, insbesondere in die Gegend um die Hohe Tatra.

Inspirationen und Tipps zu diesem noch immer recht unbekannten Reiseland lieferte uns HIT Motorradreisen, die als Spezialisten für diese Länder gelten und seit Jahren dort geführte Touren anbieten. Als vorbereitende Lektüre diente uns auch noch "Die schönsten Routen in Ungarn, Slowakei, Tschechien" ein Motorradreiseführer aus dem Bruckmann Verlag, an dem wiederum Ingrid und Helmut von HIT-Motorradreisen aktiv mitgewirkt haben.

Zunächst sollte aber der 65. Geburtstag von Silkes Vater noch gefeiert werden, was zu einem "kleinen und unbedeutenden" Umweg von 1000 km nach Braun-schweig führte. Die Anreise also ausnahm-sweise von Norddeutschland durch den Harz (vorbei am Motorradtreff am Torfhaus mit Blick auf den Brocken!) und dann quer durch die "jungen" Bundesländer nach Tschechien.

Ersten Kontakt mit tschechischer Campingkultur stellten wir am Lipnostausee her. Nur sehr wenige Sanitäranlagen, untergebracht in Baucontainern, sind das Ergebnis einer ersten Inspektion. Aber für eine Nacht tuts das auch. Da wir beim Campen zu den Frühaufstehern zählen, sitzen wir bereits auf den Motorrädern, als die anderen dann gegen 8.00 Uhr in der Früh an WC und Dusche Schlange stehen. Empfindsame Gemüter, zu denen Silke seit dem Türkeitrip im letzten Jahr auch gehört, sollten gerade in der Hauptsaison eine Flasche Sagrotan mitnehmen. Die war in Südtirol später übrigens ebenso nützlich!!!

Mangels Möglichkeiten musste diesmal die Q als Geschirrspülmaschine herhalten. Die Weiterreise vom Lipnosee in Richtung Osten verlief dann weiter entlang der Moldau über Rozmberk nad Vltavou (Burg der Rosenberger), Cesky Krumlov (Krumau) nach Cesky Budejovice, wo ja bekanntermaßen das hervorragende Budweiser Bier herkommt. Unterwegs gibt es auch noch das eine oder andere Kulturgut zu bestaunen, uns jedoch trieb es weiter Richtung Slowakei. Größere Städte, wie z. B. Brünn umfuhren wir großräumig, bei durchschnittlich 35 - 40 °C während der Fahrt ist jedes Anhalten an einer Ampel in der Stadt ein Qual. Auf teilweise dann recht kleinen Sträßchen wurden uns Einblicke in die tschechischen Dörfer gewährt, die, je weiter östlich wir kamen, nicht etwa "baufällig und unansehnlich - sozialistisch" wurden, sondern im Gegenteil, mit immer gepflegteren Vorgärten aufwarteten und uns sehr beeindruckten.



Und so reisten wir über einen kleinen Grenzposten im Osten der Tschechischen Republik in die Slowakei ein. Wir fuhren durch die kleinen Karpaten hinab ins Tal der Váh (Waag) und folgten deren Lauf gen Norden in die Malá Fatra (Kleine Fatra). Über Ruzomberok (eine schreckliche Stadt!!) weiter in Richtung Osten zeigte sich dann, durch dichte Regenwolken verhangen, die Hohe Tatra (Vysoké Tatry). Die Gipfel blieben uns fast die ganze Zeit, die wir dort verbrachten, verborgen.

Das kleinste Hochgebirge der Welt mit Ausmaßen von 26 km in Ost-West- und 17 km in Nord-Süd-Richtung ist seit 1949 Nationalpark. Touristisch sehr gut erschlossen ist die Hohe Tatra das bedeutenste Touristengebiet der Slowakei und in der Hauptsaison dementsprechend gut besucht. Die Hohe Tara allein lohnt nicht für eine Motorradtour: Eine einzige Straße führt durch den Nationalpark und die ist noch nicht einmal aufregend zu befahren.



Aber die Niedere Tatra, das Zipser Land und all die anderen zahlreichen Nationalparks sind die Motorradreise in die Slowakei wirklich wert. Von uns für "unfotografierbar" erklärt - daher auch relativ wenig Landschaftsaufnahmen. Hier ein Versuch der Beschreibung: Die Strassen führten uns zu 80 % quer durch dichte oder lichte Wälder, was die Temperaturen sehr angenehm erscheinen ließ, und es ging mal wie eine Berg- und Talbahn schnurgerade nur auf und ab, mal wie eine Achterbahn kurvig durch die Hügel hindurch.

Unsere Unterkunft in der Tatra für die folgenden 3 Tage sollte aufgrund drohender Gewitterwolken und aufkommender Lust auf etwas Bequemlichkeit die "Villa Dr. Szondagh" in Novy Smokovec sein. Wie man sieht, ein nettes kleines Häuschen mit eigenem Flair aus der Jahrhundertwende - leider schienen auch die Matratzen in unserem Zimmer aus dieser Zeit zu stammen. Das Essen ließen wir uns abends im "Koliba" schmecken - es könnte ein wenig laut werden, wurden wir von Helmut und Ingrid gewarnt, aber das Hühnchen war superklasse. Das Restaurant ist in einer alten riesigen Scheune untergebracht, deren Zentrum eine große offene Feuerstelle bildet, auf der sich die Hühnchenspieße drehen. Die Reisebus-Touristen, die dort in der Mitte des Lokals "abgefertigt" werden, werden mit Livemusik unterhalten, die eher an Ungarn und alte "Sissi"-Filme erinnert. Aber das Konzept hat Erfolg: schließlich waren auch wir jeden Abend dort, weniger wegen der Musik und der Renterbelustigung, aber das Essen ist dort wirklich spitze.

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Beides übrigens, also Unterkunft und Restaurant wurde uns von unserem Freund Helmut Hofmann von HIT Motorradreisen empfohlen. Die folgenden Tage brachten uns dann nach: Liptovská Teplicka, mit dem Berg der Keller, im Slowakischen Karst; an den Dunajec, den Grenzfluss zu Polen, wo täglich unzählige Flöße als Touristenattraktion den Fluss runter schippern; an den völlig unspektakulären Ukrainischen Grenzübergang nach Ubl`a; nach Bardejov, dessen Häuserlinien am Rathauplatz wie mit dem Lineal gezogen wirkt; zum Warhol Museum nach Medzilaborce "Danke Andy, für diesen Brunnen der Erfrischung - das Thermoter zeigte (in der Sonne) heute dauerhaft über 40 °C und wir fuhren über Stunden hinweg in einen Fön um Dir gegenüberzustehen"; zur Zipser Burg (Spisský hrad), die wie ein Riff aus der Brandung aus den sanften Hängen der Umgebung herausragt und zu den größten Burganlagen Europas zählt. Die Menschen in der Slowakei empfanden wir als zurückhaltend und verschlossen. Selbst bei dem Versuch, ein paar Brocken Slowakisch zu reden (Zahlen beim Zahlen, Bitte!, Danke!) zeigte sich keine Regung beim Gegenüber und das machte es uns in diesem Land so schwer, uns richtig wohl zu fühlen. Es fiel dann rasch die Entscheidung, über die Alpen zurückzufahren, zumal wir auch bis auf den Süden der Slowakei straßentechnisch viel gesehen haben.

Die Reise Richtung Österreich erfolgte durch das "Slowakische Paradies", ein kleiner augenscheinlich beeindruckender Nationalpark südöstlich der Hohen Tatra, entlang der Niederen Tatra und durch das Slowakische Erzgebirge über Cicmany (so bemalten die Slowaken früher ihre Häuser - jedes Haus hat ein eigenes "Familienmuster") wieder zurück ins Tal der Vah, deren Lauf wir diesmal in südlicher Richtung folgten.

Der Campingplatz in Trencin gab uns einen herrlichen Blick auf die ohnhin weithin sichtbare Burganlage. Durch die Malé Kappaty (Weißen Karpaten) ging es Richtung Bratislava - Die Rennstrecke zwischen Pezinok und Pernek, die mal jemand im Tourenfahrer vor geraumer Zeit hochgelobt hat, kann man sich getrost schenken. Bratislava umfuhren wir südwestlich möglichst großräumig, bereits morgens um 10:00 Uhr war es schon unerträglich heiss im Flachland.



Durch Österreich fuhren wir in 2 Etappen zum Sepp Obersteiner vom Iselsbergerhof, dabei entdeckten wir den Wienerwald als durchhaus reizvolle Gegend für Motorradreisen. Auf den Erzberg in Eisenerz ließ man uns leider nicht hinauf. Verschiedene Tagestouren im nördlichen Italien und "rund um das Glocknergebiet" stillten unseren Hunger nach wirklich kleinen Sträßchen und Spitzkurven. Der Campingplatz "Seiser Alm" in Völs beherbergte uns zwei letzte Nächte. Hochgelobt in einschlägigen Campingführern und in aller Munde, können wir nur sagen: Nie wieder!! Der Platz war restlos ausgebucht, nur noch ein paar Plätze auf der "Steilwandwiese" für Zelte waren zu haben. Und dafür zahlten wir pro Nacht für 2 Personen mit kleinem Zelt 20 €. Die Sanitäranlagen waren auch nicht besser als in der Slowakei und für zwei lauwarme Bier im Restaurant hieß es dann: "6 Euro, bitte schön!"



Ein herrliches Panorama erwartete uns am Tunnelausgang des Monte Zoncolan
Blick vom Zoncolan auf die Panoramica
An der Nockalm
last update: 09.08.2007